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Galeriegespräch im Galeriehaus Hamburg


Ivan Kostolov, der Szenographie an der Nationalen Kunstakademie in Sofia, Freie Kunst an der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz und der Städelschule in Frankfurt a. M. studierte, schließlich in Sofia über altdeutsche Maltechniken an der Nationalen Kunstakademie in Sofia promovierte, verfolgt und verfeinert seit vielen Jahren zwei Themen, die er in surrealen Bildern immer wieder überraschend neu vorstellt. Die eine Serie nennt er „Honeyastronauten“, in denen Bienenwaben und Imker die Szenerie bevölkern, die andere „Lettice“, die Faltenformen von Salatblättern variieren und förmlich erblühen lassen.

 

In zum Teil großformatigen Gemälden (ca. 140 x 200 cm), denen er zumeist keine Titel gibt, treten sie dem Betrachter wie altmeisterliche Historienbilder und Stillleben gegenüber. Aber auch auf den kleinen Formaten erscheinen Waben und Imker, dazu Menschen, deren sichtbare Körperteile über der Kleidung sich in Salatblättern auflösen. Man ahnt, dass sein Promotionsthema über altdeutsche Malerei eine Basis gelegt hat. Denn gerade hier spielen kostbar gemalte Architekturen und üppige, faltenreiche Gewänder eine entscheidende Rolle. Kostolovs aufwendig gemalten Bilder erinnern an die Qualität dieser subtilen Malerei. Auch wenn sich bei ihm nicht die Körper unter den Gewändern wie in der spätgotischen Malerei auflösen, sondern wie bei Arcimboldo Gesichter - und bei Kostolov auch Hände -, ist es doch die Fülle der Blattformen und ihre geschwungenen Ränder, die an dieser Tradition anknüpft.

 

In den Bildern herrscht eine unheimliche Stimmung. Alles scheint sich aufzulösen. Kostolov verweist auf das aktuell dringliche Thema der Migration und die daraus resultierende Einsamkeit und Verfremdung. Er bezieht Migration dabei nicht nur auf das einzelne Individuum, sondern auf die Natur insgesamt, ihre Zerbrechlichkeit und Bedrohung. 

 

In stetiger Wiederholung der Arbeitsschritte Weißhöhung, Auftragen der Öllasuren und Aneinanderreihung der Module Bienenwabe oder Salatblatt verwandeln sich die Bildgegenstände in seinen Gemälden immer weiter, werden seziert und in ihrem Aufbau studiert, in einer immerwährenden Suche, was in diesen Formen steckt. Kostolov, der selbst musiziert, verwies auf Notenblätter als formale Inspiration und stellt eine Verbindung der „Lettice“ Bilder zu Notenlinien, Akkorden, Tonleitern und Arpeggien her.

 

So bleiben die Bilder Kostolovs letztlich rätselhaft und erinnern an seine Worte, dass für ihn nur das zähle, was man nicht entschlüsseln kann.